Flucht, Asyl und 5% mehr Geld

IG Metall Tarif 2016: Wir fuer mehr

29.01.2016 Zwei Themen bildeten den Schwerpunkt bei der Besprechung der Betriebsratsvorsitzenden der IG Metall Karlsruhe: Die Situation von Geflüchteten und die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie.

Karlsruhe, 29.01.2016

Am Donnerstag, dem 28. Januar fand in Stuttgart eine Sitzung der "Großen Tarifkommission" zur aktuellen Tarifrunde statt. Nach ausführlicher Betrachtung der wirtschaftlichen Lage haben die Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben eine Forderungsempfehlung von 5% beschlossen. Diese beruht auf einem soliden Wirtschaftswachstum und der genauen Betrachtung von Zielinflation, Produktivitätswachstum und einer angemessenen Umverteilungskomponente. Mit dieser Empfehlung von 5% als Forderung konnte ein großer Konsens erzielt werden, der den Situationen der verschiedenen Betriebe gerecht wird. Jetzt ist es an den Mittlerinnen und Mitgliedern diese Empfehlung zu diskutieren um dann gemeinsam für einen guten Abschluss zu kämpfen.

Da in der aktuellen Debatte zu den Geflüchteten mit vielen Halbwahrheiten diskutiert wird, war es der IG Metall Karlsruhe wichtig, gesicherte Informationen zu erhalten. Daher war Sebastian Röder vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg zu Gast, und stellte zunächst die wichtigsten Zahlen und Fakten dar.
Weltweit befinden sich zurzeit 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon fliehen aber 64% an einen anderen Ort im eigenen Land. Während der Rest außerhalb des eigenen Landes Schutz sucht, sind dennoch nur 3% von ihnen Asylsuchende.
Besonders gut sieht man es am Beispiel des Kriegslandes Syrien. In ganz Europa haben 270.000 Syrer einen Asylantrag gestellt. Die Nachbarländer Türkei, Libanon und Jordanien hingegen haben insgesamt ca. 3,5 Millionen geflüchtete Syrer aufgenommen.
Außerdem sollte man mit Blick auf die gerechte Verteilung der Geflüchteten nicht den Fehler machen sich die absoluten Zahlen anzusehen. Deutlich vielsagender ist die relative Zahl, gemessen an der Gesamtbevölkerung. Ferner sollte auch die Wirtschaftskraft der jeweiligen Aufnahmeländer betrachtet werden.

Dann kam Herr Röder auf die gängigen Fluchtursachen. Obwohl nicht alle vom deutschen Asylrecht anerkannt sind, sind doch in der Regel alle Gründe nachvollziehbar.
Ein Grund ist die politische Verfolgung im Heimatland, sei es auf Grund von politischen Einstellungen, Religion, Hautfarbe oder aber wegen der sexuellen Orientierung. Natürlich sind aber auch Kriege ein Hauptgrund; und wenn Armut, Leid und Hunger herrscht, fliehen Menschen, da sie sich ein besseres Leben erhoffen.

Im nächsten Schritt legte Herr Röder den Betriebsrätinnen und Betriebsräten dar, wie ein Asylverfahren abläuft, von der Einreise bis zum letztendlichen Bescheid über den Asylantrag. Hier ist festzustellen, dass die Verfahren viel zu lange dauern. Von der Antragstellung bis zum Entscheid musste eine Geflüchtete aus Nigeria im letzten Jahr durchschnittlich 37,5 Monate warten.

Nach dem gesamtpolitischen Überblick lieferte der IG Metall-Kollege und Lehrer Ullrich Mink ein sehr konkretes Beispiel, wie gut Integrationsarbeit in unserer Region aussehen kann.
Unter anderem an der Albert-Einstein-Schule in Ettlingen finden Deutschkurse nach dem MODE Konzept (Migration ohne deutschsprachige Erfahrung) für geflüchtete Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren statt. Das Ziel ist das Erreichen des Sprachniveaus B1, um damit dann die Perspektive für eine erfolgreiche Berufsausbildung zu schaffen. In den Schulferien sollen die Jugendlichen in Betrieben Praktika machen, um praktische Erfahrungen zu sammeln.
Dafür werden immer wieder Betriebe gesucht. Daher sollte in jedem Betrieb diskutiert werden, ob man nicht auch ein solches Praktikum möglich machen kann. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei der IG Metall Karlsruhe melden, wir stellen den Kontakt her.

Abschließend berichtete Gewerkschaftssekretär Frederic Striegler über den Tarifvertrag "Förderjahr". Mit diesem Tarifvertrag sollen junge Menschen fit für eine Berufsausbildung gemacht werden, indem sie ein Jahr lang in der Berufsschule und im Betrieb besonders beschult und angeleitet werden. Dies kann man gerade jetzt nutzen, um Geflüchteten den Schritt in die berufliche Ausbildung und die Erwerbstätigkeit zu erleichtern. Auch hier sind die Betriebe, auch außerhalb der Metall- und Elektroindustrie, gefragt, sich an einer solchen Berufsschulklasse zu beteiligen.

Letzte Änderung: 29.01.2016