Vortragsveranstaltung am 09.07.2012
Trends in der Arbeitswelt: "Arbeiten in der Wolke" Cloud- und Crowdsourcing Chancen und Risiken, Faire Spielregeln
Die verschiedenen Beispiele des Crowdsourcing und die damit einhergehenden Auswirkungen auf Arbeitsverhältnisse und -bedingungen waren Thema einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Prof. Dr. Jan Marco Leimeister im Karl-Benz-Saal der Europahalle am 9. Juli 2012. Geladen hatten die IG Metall, das Fördernetzwerk UTA und der Betriebsrat der Siemens AG Karlsruhe.
"Mit zunehmenden Strukturveränderungen in den Betrieben verändern sich auch die Herausforderungen für Gewerkschaften, Betriebsräte und Beschäftigte" betonte Liane Papaioannou von der hiesigen IG Metall bei der Begrüßung. Die im Detail noch unklaren Auswirkungen auf Arbeitsverhältnisse und -bedingungen sind Grund sich etwas eingehender mit den Entwicklungen des "Arbeitens in der Wolke" auseinander zu setzen und Handlungsfelder zu benennen. "Die Gestaltung von Lebens- und Arbeitsbedingungen", so Papaioannou weiter "sind schließlich von jeher die Kernkompetenzen gewerkschaftlichen Handelns."
Wolfgang Hebisch, Betriebsratsvorsitzender der Siemens AG und 2. Bevollmächtigter der IG Metall in Karlsruhe betonte, wie überrascht er von der Geschwindigkeit sei, in der sich das Thema Crowdsourcing in der öffentlichen Wahrnehmung ausbreite. "Damit steigt natürlich auch die Notwendigkeit sich als Betriebsrat in diesem Bezug zu positionieren" sagte er zu Beginn der Veranstaltung.
Prof. Dr. Leimeister legte in seinem Vortrag zunächst Grundlagen zu Crowdsourcing Er stellte anhand der unterschiedlichen "Spielarten": Crowdfunding, Crowdvoting und Crowdcreation die Vor- und Nachteile von
Crowdsourcing-Lösungen und entsprechenden Geschäftsmodellen dar. Dadurch zeigte er auf, auf welche Art und Weise sich Unternehmen die "Crowd" (engl.: die Menge) zu nutze machen können und welche möglichen Auswirkungen
dies auf die Beschäftigungsverhältnisse von heute haben kann.
Prof. Leimeister analysierte, ob in der "schönen neuen Crowdsourcing-Welt", wie er es nannte, wirklich alles Gold ist, was glänzt und welche möglichen Implikationen sich aus Beschäftigten- und aus
Unternehmensperspektive ergeben können. Er berichtete anschaulich davon, wie auch heute schon ganze Marketingvorgänge und Designertätigkeiten nicht mehr von Beschäftigten eines Unternehmens, sondern von Privatmenschen
und Freelancern im Netz getätigt werden.
Die annähernd 50 Teilnehmer der Veranstaltung nutzten im Anschluss an den Vortrag die Gelegenheit zu einer ausgiebigen Diskussion. Neben technischen Fragen zu Crowdsourcingabläufen wurde vor allem über die Bedeutung dieser neuen Art des Outsourcings für die Ausübung von Mitbestimmungsrechten beraten. Die Befürchtung, dass Crowdsourcing ein nächster Schritt zu einer verschärften Art von Werkverträgen und damit einer Ausweitung an Prekarisierung ist, hat Leimeister nicht beseitigen können. Er wies aber darauf hin, dass Unternehmen gut beraten wären bei Überlegungen zum Crowdsourcing durch Transparenz für Vertrauen und Akzeptanz zu sorgen, da solche Veränderungen nicht gegen sondern nur mit der Belegschaft durchgeführt werden könnten. Aus seiner Sicht bringt die ganze Thematik aber noch hohe juristische Anforderungen vor allem bei Fragen nach der Anwendung der Betriebsverfassung und des Tarifvertragsgesetzes mit sich.
Letzte Änderung: 10.07.2012