Ein Angebot ist jetzt überfällig

Vorschaubild

21.03.2012 Bezirksleiter Hofmann bei Funktionärskonferenz in Pforzheim

Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim Martin Kunzmann begrüßte die über 500 Teilnehmenden aus Karlsruhe, Ettlingen, Bruchsal, Bretten, Mühlacker Pforzheim und Gaggenau, Rastatt, und dem Schwarzwald. In seiner Begrüßung lobt er die tolle Beteiligung und die erfolgreichen betrieblichen Beispiele bei denen Betriebsräte bereits die unbefristete Übernahme der Ausgelernten durchgesetzt und Leiharbeit aus den Betrieben verbannt oder zumindest eingeschränkt und mit weit besserer Bezahlung geregelt haben. Zuvor hatte die Gruppe Band JC s Music -Club die Stimmung in der Halle mächtig angeheizt.

Scharfe Kritik übte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann an den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie. Vor mehr als 500 Teilnehmern einer Funktionärskonferenz in Niefern sagte er am Abend: "Man kann nicht monatelang die Chance für konstruktive Gespräche verstreichen lassen und sich gleichzeitig darüber beklagen, die IG Metall drohe mit Arbeitskampf. Wenn am Donnerstag kein verhandelbares Angebot auf dem Tisch kommt, treiben die Arbeitgeber die Branche gezielt in Arbeitsniederlegungen, zunächst als Warnstreik. Unverständlich angesichts der guten Auslastung der Betriebe."

Hofmann kritisierte die Verweigerungshaltung im Arbeitgeberlager, mit der IG Metall die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten im Tarifvertrag regeln zu wollen. "So werden Zukunftschancen und Perspektiven der jungen Generation gefährdet. Angesichts der Debatte um den Fachkräftemangel nicht nachvollziehbar", kritisierte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft.

Hofmann: "Hier werden Menschen als Ware behandelt und teilweise zu Schandlöhnen in den Betrieben eingesetzt. Das Ziel ist nicht höhere Flexibilität, da haben wir genügend in den Betrieben. Es geht um die freie Verfügbarkeit über billige Arbeitskraft. Da stören faire Löhne und faire Arbeit." Aus diesem Grund würden sich die Arbeitgeber gegen mehr Mitbestimmung der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit sträuben.
Hofmann stellte fest: "Wenn Befristungen und Leiharbeit jetzt Gegenstand von Tarifforderungen werden, liegt dies daran, dass Arbeitgeber einseitig Fakten geschaffen haben, die wir nicht akzeptieren. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass gerade diese Fragen jetzt den Tarifkonflikt beherrschen."

Auch eine deutliche Erhöhung der Entgelte hält Hofmann für mehr als berechtigt. "Die wirtschaftliche Situation der Unternehmen lässt das zu. Es wurde glänzend verdient. Jetzt wollen die Beschäftigten ihr Stück vom Kuchen abhaben, bevor alles von den Aktionären, Managern und Inhabern vervespert wird." Deshalb fordert die IG Metall eine Entgelterhöhung von 6,5%.

Bei der anschließenden Podiumsrunde, die von der 2. Bevollmächtigten der IG Metall Gaggenau Claudia Peter moderiert wurde, hob der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Heinz Rau heraus, dass es bei Behr in der Region Mühlacker noch nie Leiharbeit in erwähnenswertem Umfang gab. Der Betriebsrat hat die Beschäftigung von Leiharbeit noch nie akzeptiert. Zwischenzeitlich ist die Beschäftigung von Leiharbeitern im Standortsicherungstarifvertrag explizit ausgeschlossen. Auch beim Abschluss von befristeten Verträgen gibt es klare Regularien wie viele befristete Verträge max. geschlossen werden dürfen und unter welchen Bedingungen eine Übernahme in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis erfolgt. Die unbefristete Übernahme aller Azubis bei Behr ist ebenfalls in dem Standorttarifvertrag geregelt.

Der Betriebsratsvorsitzende von Siemens Karlsruhe Wolfgang Hebisch ist mit der derzeitigen Praxis der Beschäftigung der Leiharbeit nicht zufrieden. Zwar gibt es eine Regelung nach der die Leiharbeiter bei Siemens je nach Beschäftigungsdauer eine höhere Bezahlung erhalten als nur den nackten Leiharbeitstarif. Für Hebisch ist jedoch die Ausweitung der Mitbestimmung der Betriebsräte in Sachen Leiharbeit und bei Werkverträgen unverzichtbar. "Wir können erst wirklich zufrieden sein, wenn wir viel weniger Leiharbeit oder Werkverträge und dafür wieder Festeinstellungen bei Siemens haben", so Hebisch. Auch beim Thema Übernahme gibt es bei Siemens Handlungsbedarf. Bislang wird nur die Hälfte der Azubis unbefristet übernommen. Deshalb machte sich Hebisch in der Podiumsrunde für die Tarifforderung nach unbefisterter Übernahme und die Gleichbehandlung der Dual Studierenden stark, die bei Siemens eine wichtige Rolle spielen.

"Die gleiche Bezahlung bei Leiharbeit ist bei John Deer in Bruchsal schon Realität", so der dortige Betriebsratsvorsitzende Gunter Bleier in der Runde. "Bei John Deere konnte der Betriebsrat durchsetzen, dass Leiharbeiter alle Entgeltbestandteile erhalten wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die festangestellt sind. Bei John Deere ist die Ausbildung in Mannheim konzentriert. Dennoch stehen die Beschäftigten in Bruchsal voll hinter der Forderung der IG Metall nach der unbefristeten Übernahme der Azubis," erläutert Bleier der Gesprächsrunde.

Christian Schwaab Vorsitzender der Jugend-und Auszubildendenvertretung bei Benz in Gaggenau verdeutlichte, dass die unbefisteten Übernahme für alle Azubis beim Benz bereitz Realität ist. Dennoch werden sich die Beschäftigten bei Benz aktiv für die tarifliche Festschreibung der Übernahme aktiv einsetzen. Stink sauer ist er über die völlig unqualifizierte Polemik von Gesamtmetall gegen die unbefristete Übernahme, die darin gipfelte, dass deren Vorsitzender Martin Kannegieser die Aktivitäten der IG Metall Jugend mit Rattenfängerei verglich, die einzig und alleine dem Ziel diene, junge Mitglieder für die IG Metall zu werben. Es geht um eine gesicherte Zukunft für junge Menschen und das will er auch als Vertreter der Verhandlungsgruppe zu diesem Thema bei den Tarifverhandlungen deutlich machen.

In Bezug auf die Forderung nach einer 6,5%igen Entgelterhöhung waren sich die Podiumsvertreter genau so einig, wie bei den qualitativen Forderungen nach mehr Mitbestimmung in Sachen Leiharbeit und der unbefristeten Übernahme der Auszubildenden. Hohe Prämienzahlungen reichen nicht aus, um den Lebensstandart zu sichern. Dazu sind nachhaltige Erhöhungen der Entgelttabellen notwendig. Dies unterstrich der nachhaltige Beifall der weit über 500 anwesenden Metallerinnen und Metaller in der Kirnbachhalle in Niefern. Und viele von ihnen haben auch gar keine Prämienzahlungen erhalten.

Anhänge:

Funktionaerskonferenz

Funktionaerskonferenz

Dateityp: JPEG image data, JFIF standard 1.01

Dateigröße: 281.27KB

Download

Funktionaerskonferenz

Funktionaerskonferenz

Dateityp: JPEG image data, JFIF standard 1.01

Dateigröße: 181.1KB

Download

Letzte Änderung: 21.03.2012