Pressemitteilung zur Ausbildungsplatzsituation

19.07.2005 Situation auf dem Ausbildungsmarkt "katastrophal" Parteien zeigen keine Perspektiven auf

Karlsruhe 19.07.2005

Situation auf dem Ausbildungsmarkt "katastrophal"
Parteien zeigen keine Perspektiven auf

Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen im September bemängelt die IG Metall Karlsruhe, dass die Politik sich kaum der weiterhin sehr problematischen Ausbildungssituation annimmt. "Keine der Parteien bietet den Jugendlichen eine Zukunftsperspektive", kritisiert der 1.Bevollmächtige der Karlsruher IG Metall, Angel Stürmlinger, mit Blick auf die Wahlprogramme. So verweise auch die SPD lediglich in mageren Worten auf den Ausbildungspakt, der eine "Trendwende" herbeigeführt habe. Eine Ansicht die Stürmlinger in keiner Weise teilt. "Der hoch gelobte Pakt hat nicht das Ergebnis gebracht, das man sich gewünscht hat. Er ist gescheitert", stellt der Gewerkschafter klar.
Die aktuellen Zahlen des Bezirks Karlsruhe der Agentur für Arbeit sprechen eine deutliche Sprache. So gibt es gegenüber dem Vorjahr bei der Zahl der Stellen ein Minus von 11,2 Prozent, die Zahl der Bewerber hingegen ist um 7,6 Prozent gestiegen. Fast 2000 junge Menschen sind noch ohne Lehrstelle, demgegenüber stehen momentan nur rund 570 unbesetzte Ausbildungsplätze. "Die Situation ist katastrophal", befindet der Chef der Karlsruher IG Metall, der die Haltung der Arbeitgeber deutlich kritisiert. Erst vor kurzem war ein bundesweit einmaliger Versuch am Verband Südwestmetall gescheitert, der für Baden-Württemberg eine verbindliche Zusage zum Ziel hatte, die landesweit 500 zusätzliche Ausbildungsplätze gebracht hätte.
Viele Unternehmen beklagen sich auf der einen Seite, keine qualifizierten Fachkräfte zu finden, bilden aber auf der anderen Seite immer weniger selbst aus. Im Bezirk Karlsruhe etwa bilden nur noch 40 Prozent der Betriebe aus, viele haben ihre Lehrstellenkapazität auf ein Minimum heruntergefahren. Selbst ein großes Unternehmen wie Bosch, das am Karlsruher Standort knapp 1400 Menschen beschäftigt, hat nur 18 Azubis. "Dabei brauchen wir qualifizierte Fachkräfte, sie sind ein wichtiger Standortvorteil im internationalen Wettbewerb", betont Stürmlinger.
Welche Blüten die Misere auf dem Ausbildungsmarkt mittlerweile treibt, zeigt das Beispiel einer Firma aus Villingen-Schwenigen. Sie bildet für teueres Geld und mit anerkannten Abschlüssen aus. Wer Mechaniker werden will muss zum Beispiel 500 Euro im Monat hinblättern, etwas billiger sind Ausbildungen im IT-Bereich, für die monatlich 475 Euro zu berappen sind.
Deutliche Worte findet Stürmlinger angesichts der Wahlprogramme nicht nur in Sachen Ausbildung. Schlimmes fürchtet der Gewerkschafter auch im Falle einer Regierungskoalition von CDU/CSU und FDP. "Sie wollen die Tarifautonomie angreifen und drastische Änderungen im Mitbestimmungsrecht von Arbeitnehmern durchsetzen", ist sich Stürmlinger sicher.

Letzte Änderung: 21.11.2007