Landgraf warnt vor Aufschwungseuphorie

IG Metall

31.01.2011 Jahresauftakt der IG Metall Karlsruhe mit DGB-Landeschef

Karlsruhe (28.01.2011) - Der Landesvorsitzende des DGB Baden-Württemberg, Nikolaus Landgraf, hat vor einer trügerischen Aufschwungseuphorie gewarnt. "Vor dem Hintergrund einer tatsächlichen Arbeitslosigkeit von rund 4,4 Millio-nen Menschen sind Schwärmereien von Vollbeschäftigung und Klagen über einen Fachkräftemangel geradezu absurd", erklärte Landgraf am Freitagabend als Gast-redner bei der Jahresauftaktveranstaltung der IG Metall Karlsruhe. Der DGB-Landeschef wies auf etliche Schwachpunkte der konjunkturellen Erholung hin: "Die Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt sich immer mehr, ältere Arbeitslose haben kaum noch Chancen und die Leiharbeit boomt in nie dagewesenem Ausmaß." Allein in Baden-Württemberg sind über 90.000 Menschen in Leiharbeit beschäftigt, weitere 1,1 Millionen arbeiten im Südwesten in Minijobs. "Was sich im Moment zeigt, ist mit einem Frontalangriff auf die regulären Beschäftigungsverhältnisse gleichzusetzen", kritisierte Landgraf. Zur Schaffung eines sozial gerechten Arbeitsmarktes mit sicheren Arbeitsplätzen und fairen Löhnen forderte Landgraf unter anderem allgemeinverbindliche Mindestlöhne, bessere Fördermaßnahmen für Langzeitarbeitslose und arbeitslose Jugendliche, deutliche Einschränkungen bei den Ein-Euro-Jobs sowie die Rücknahme der "Rente mit 67". Mit Blick auf die baden-württembergische Landtagswahl am 27. März sagte Landgraf: "Die Bürgerinnen und Bürger haben dann und bei den weiteren sechs Landtagswahlen in diesem Jahr die Chance, die Karten neu zu mischen und der schwarz-gelben Bundesregierung die Quittung für ihre falsche Politik zu geben."
Bei der Veranstaltung mit Betriebsräten, Funktionären sowie Gewerkschaftsmit-gliedern rief auch der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Karlsruhe, Angel Stürm-linger, zu einem Kurswechsel für mehr soziale Gerechtigkeit auf: "Wer Leiharbeit und prekäre Beschäftigung fördert oder zulässt, untergräbt massenhaft persönliche Lebensperspektiven vor allem auch bei jungen Menschen. Die Entwicklungen im Niedriglohnbereich sind menschenunwürdig."

Letzte Änderung: 31.01.2011