Korrektur von Bologna erforderlich

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25.08.2009 DGB: Ohne Kurskorrektur wird Bologna scheitern Der DGB fordert die Bundesregierung auf, Konsequenzen aus den Bildungsstreiks zu ziehen.

Der DGB fordert die Bundesregierung auf, Konsequenzen aus den Bildungsstreiks zu ziehen und einen konkreten Plan für eine Korrektur des Bologna-Prozesses vorzulegen. "Die Umsetzung der Hochschulreform läuft schlecht. Überfrachtete Stundenpläne, teils gestiegene Abbrecherquoten und hohe Hürden auf dem Weg ins Ausland prägen heute den Alltag an den Hochschulen", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock in Berlin anlässlich der Gespräche zur Bologna-Reform im Bundesbildungsministerium.

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"Von einem echten Europäischen Hochschulraum ist man noch Lichtjahre entfernt. Wenn Bologna nicht scheitern soll, brauchen wir eine grundlegende Kehrtwende." Bundesbildungsministerin Annette Schavan will fünf Punke konkret anpacken.

Damit Bologna doch noch ein Erfolg werden kann, bedürfe es flexibler Studiengänge, die auf eine Verschulung des Studiums verzichten, forderte Sehrbrock. Sonst fehle den Studierenden der Freiraum, eigene Schwerpunkte zu setzen. Der Zugang zum Master dürfe weder durch Quote noch durch Note versperrt werden. Auch der Wechsel zwischen den Hochschulen müsse erleichtert werden. "Mobilität wird Studierenden im Jahr 10 nach Bologna zunehmend erschwert - und zwar auch innerdeutsch.

Tausende von Lernmodulen behindern den Wechsel nicht nur von Berlin nach Brüssel, sondern auch von Braunschweig nach Bremen. Deshalb sind dringend einfachere Anerkennung von Studienleistungen nötig", erklärte Sehrbrock.

Wenn Bologna wirklich zu einem qualitativen Quantensprung werden solle, seien Bund und Länder in der Pflicht, mehr Geld in die Hochschulen zu investieren. Selbst der kürzlich verabschiedete Hochschulpakt II reiche nicht aus, betonte Sehrbrock. In diesem Abkommen hätten Bund und Länder vereinbart, 275 000 neue Studienplätze mit jährlich 6500 Euro pro Platz zu fördern.

"Die Kosten für einen Studienplatz liegen aber im Schnitt bei 7300 Euro - selbst wenn es bei den schlechten Betreuungsverhältnissen an den Hochschulen bleibt, deren Verbesserung der Wissenschaftsrat bereits im vergangenen Sommer angemahnt hat. Wir brauchen deshalb einen Hochschulpakt III, damit Bologna doch noch ein Erfolg werden kann", sagte Sehrbrock.

Trotz aller Kritik an der Reform hält Sehrbrock ein Zurück zum alten Diplom, Magister oder Staatsexamen für den falschen Weg. "Wenn Deutschland aus dem Prozess ausstiege, während 45 andere Länder weitermachen, brächte das für Studierende und Beschäftigte nur Nachteile.

Der gemeinsame europäische Hochschulraum war und ist die richtige Antwort auf die Föderalismus-Reform I, die die bildungspolitische Kleinstaaterei noch zugespitzt hat. Gerade deshalb ist eine Reform der Reform wichtig."

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Bundesbildungsministerin Annette Schavan kündigte nach einem Gespräch mit Repräsentanten der Hochschulen an, die folgenden fünf konkrete Punkte anzupacken, die zentral sei:

1. Strukturreform muss verbunden werden mit der Erneuerung der Curricula.
2. Für die Länge des Bachelor-Studiums brauchen wir mehr Flexibilität. Es kann auch erforderlich sein, statt sechs auch sieben oder acht Semester im Bachelor-Studiengang zu studieren.
3. Der Übergang vom Bachelor zum Master muss problemlos möglich sein. Studierende sollten selbst entscheiden können, ob sie einen Master machen wollen oder nicht. Ich bin gegen eine Quote.
4. Beratung und Betreuung der Studierenden müssen noch wesentlich besser werden.
5. Das BMBF werde eine Studie in Auftrag geben, die untersucht, wo die Bachelor-Studenten nach ihrem Abschluss unterkommen - in Unternehmen, in der Wissenschaft oder in einem anderen Bereich. Das erlaubt dann konkrete Aussagen darüber, wie gut Bachelor-Absolventen für den Beruf qualifiziert sind.

Letzte Änderung: 19.08.2009