Landtagswahlen in Baden-Württemberg

10.02.2006 Karlsruher IG Metaller kandidieren in den Landtag

Regina Schmidt-Kühner (SPD) und Johannes Stober (SPD), beide beschäftigt bei der Firma PTV und aktive IG Metall Mitglieder, kandidieren am 26. März 2006 in Karlsruhe für den Landtag Baden-Württemberg. Die lokale metall Redaktion hat sich mit beiden Kandidaten unterhalten.

metall: Ihr arbeitet beide in der IT-Branche - welche Rolle spielt dies für Eure Politik im Landtag?

Stober: Gerade in dieser Branche haben wir eine große Chance neue Arbeitsplätze zu etablieren. Dabei müssen verstärkt Schnittstellen zwischen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und den Unternehmen in der Region geschaffen werden. In meiner beruflichen Praxis als Softwareentwickler habe ich erfahren, wie sowohl das Unternehmen als auch die wissenschaftlichen Einrichtungen hiervon profitieren können. Das gilt im übrigen nicht nur für die IT-Branche.

Schmidt-Kühner: die Firma PTV, in der Johannes und ich arbeiten, ist vor 25 Jahren aus der Hochschule heraus entstanden. Mittlerweile haben wir über 350 Beschäftigte. Das zeigt doch sehr deutlich welches Potenzial da drin steckt und dass dadurch Arbeitsplätze geschaffen werden können.

metall: die Firma PTV ist kein tarifgebundener Betrieb. Wie seht Ihr die Wichtigkeit von Tarifverträgen?

Schmidt-Kühner: ich kann als Betriebsratsvorsitzende nur sagen, dass bei der Entwicklung der Gehälter unserer Beschäftigten die Abschlüsse im Flächentarifvertrag sehr wichtig waren. Auch wenn es bei uns keinen Tarifvertrag gibt, der Hintergrund des Flächentarifvertrages und die Stimmung die damit erzeugt wird, ist auch für unsere Arbeitsbedingungen ungeheuer wichtig.

Stober: Die Wichtigkeit zeigt sich nicht nur bei den Höhe der Einkommen in dieser Branche. Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Arbeitszeit sind auch Leitplanken die für diese Branche gesetzt werden. Tarifauseinandersetzungen über die Arbeitszeiten, wie sie beispielsweise derzeit bei ver.di geführt werden sind ein entscheidender Maßstab auch für künftige Entwicklungen in unserer Branche.

metall: wie seht ihr das Thema Familienpolitik in Bezug auf die Arbeitnehmer?

Schmidt-Kühner: Das Thema Kinderbetreuung spiel bei uns im Betrieb eine sehr große Rolle. Wir haben eine relativ junge Belegschaft mit vielen Kindern. Wir stellen jedoch fest, dass es im Umfeld sehr wenig Möglichkeiten der Ganztagsbetreuung gibt. Das ist natürlich ein Bereich, bei der die Landespolitik eine ganz entscheidende Rolle spielt. Hier wollen wir uns dafür einsetzen, dass mehr Geld für die Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt wird.

Stober: Wenn man sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Rheinland-Pfalz unterhält, stellt man fest, dass es dort ein weitaus größeres Angebot an Kinderbetreuung, sowohl im Vorschulalter als auch in den Grundschulen, gibt. Da merkt man sehr deutlich, wie rückständig wir bei diesem Thema in Baden-Württemberg sind.

metall: wie steht ihr zur Forderung der IG Metall nach 5% mehr Einkommen für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie?

Stober: ich halte die Forderung der IG Metall nach 5% mehr Einkommen für gerechtfertigt. Wir hatten in den letzten Jahren, auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, Realeinkommensverluste. Da ist es klar, dass dadurch die Binnenkonjunktur lahmt. Von daher ist diese Forderung nur folgerichtig und findet meine volle Unterstützung.

Schmidt-Kühner: ich sehe das auch so wie der Johannes. Was mich ungeheuer ärgert ist, dass viele Firmen enorme Gewinne gemacht haben und das Geld dafür benutzen um Arbeitsplätze weg zu rationalisieren. Das kann doch wohl nicht Sinn der Sache sein, sondern es muss der Mehrwert, der in den Firmen geschaffen wird, auch bei den Kolleginnen und Kollegen ankommen.

metall: vielen Dank für das Gespräch

Zu den Personen:

Johannes Stober arbeitet bei der Firma PTV. Er ist dort IG Metall-Vertrauensmann, seit 17 Jahren Gewerkschaftsmitglied und stellvertretendes Mitglied in der Delegiertenversammlung der IG Metall Karlsruhe. Er Kandidiert für den Wahlkreis Karlsruhe-Ost

Regina Schmidt-Kühner ist bereits seit einer Amtsperiode MdL. Sie arbeitet ebenfalls bei der Firma PTV und ist dort seit mehr als 10 Jahren Betriebsratsvorsitzende. Sie ist seit 25 Jahren Gewerkschaftsmitglied und seit vielen Jahren Mitglied in der Delegiertenversammlung der IG Metall Karlsruhe. Sie kandidiert für den Wahlkreis Karlsruhe-West.

Letzte Änderung: 21.11.2007