"Facharbeitermangel" nur ein Mythos

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23.09.2011 Metall- und Elektrobetriebe in der Region bilden zu wenig aus

Karlsruhe (23.09.2011) - Die Metall- und Elektrobetriebe in der Region bilden immer weniger aus. Nach Erhebungen der IG Metall Karlsruhe ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse um 15 Prozent gegenüber dem Jahr 2008, also dem Geschäftjahr vor der Finanzmarktkrise, zurück gegangen. "Zwar ist die Ausbildungsplatzsituation für den Kammerbezirk insgesamt besser geworden, aber für unsere Bereiche gilt das nicht", erklärt der 1. Bevollmächtigte Angel Stürmlinger. "Schon in den vergangenen Jahren befand sich das Angebot von Ausbildungsstellen auf dem Sinkflug." Zudem werden in der Region überdurchschnittlich viele junge Leute nach einer erfolgreichen Ausbildung nicht übernommen. Während im baden-württembergischen Durchschnitt drei Prozent der Auszubildenden nach der Facharbeiterprüfung nicht weiterbeschäftigt werden, sind es in der Region Karlsruhe elf Prozent. "Wir haben viele Handwerksbetriebe und auch Werkstatt-Ketten im Kfz-Bereich, die ihre Azubis als billige Arbeitskräfte sehen", kritisiert Stürmlinger.
Verschärft wird die Situation durch die zunehmende Ausbreitung unsicherer Arbeitsverhältnisse. "Nur noch etwa 24 Prozent der Auszubildenden, die einen Anschlussvertrag erhalten, werden unbefristet eingestellt", betont der 1. Be-vollmächtigte. "Viele der jungen Menschen lernen so etwas wie Planungssi-cherheit gar nicht mehr kennen."
Vor dem Hintergrund dieser angespannten Situation hält Stürmlinger das in der Industrie und in der Politik aktuell weitverbreitete Wehklagen über einen "Facharbeitermangel" für Heuchelei: "Das ist doch nicht mehr als ein bewusst betriebener Mythos, um weiter Löhne drücken und von der tatsächlichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ablenken zu können."

Letzte Änderung: 23.09.2011