Ausbildungsplätzchen für unsere Zukunft
Die Gewerkschaftsjugend verteilt am 11.12.2007 zwischen 17.30 Uhr und 19.30 Uhr Ausbildungsplätzchen auf dem Weihnachtsmarkt in Karlsruhe
Mit dieser außergewöhnlichen Innenstadtaktion wollen die jungen Gewerk-schafter/innen von der IG Metall und von ver.di Passanten in der Innenstadt auf die Ausbildungsplatzmisere in Badenwürttemberg und in Karlsruhe aufmerk-sam machen.
Von einer Entspannung auf dem Ausbildungsstellenmarkt kann keine Rede sein, so Christian Velsink von der IG Metall Karlsruhe zu den von der Bundesagentur für Ar-beit gemeldeten Ausbildungszahlen. Mit 29.102 offiziell unversorgten
Jugendlichen ist der Ausbildungspakt endgültig gescheitert", sagte Velsink. Die IG Metall gehe da-von aus, dass die zuletzt im September veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur nur die Spitze des Eisbergs seien. "Wir rechnen
damit, dass 100.000 Jugendliche noch eine Ausbildungsstelle suchen. Sie werden jetzt in unsinnige Warteschleifen abgedrängt."
Auf die Bundesweit insgesamt 734.276 Bewerber kommen lediglich 516.422 Ausbil-dungsstellen. Das bedeutet: 217.854 mal Frust, fast 220.000 begrabene Hoffnungen. Für diese 220.000 jungen Menschen bleibt wiederum nur, sich eine
Alternative zu suchen, wie zum Beispiel ein Berufsvorbereitende Jahr, viele nehmen einen Job oh-ne Ausbildung an und viele werden sich wohl entscheiden, den Wehr- oder Zivil-dienst zu absolvieren. Und alle die danach noch suchen, die
haben eben Pech ge-habt, oder laufe dann eben als nicht vermittelbar, so Velsink.
Auch in Baden-Württemberg sehen die Zahlen verheerend aus:
Laut Aussagen der Bundesagentur für Arbeit (BA) liegt die Zahl der Jugendlichen, denen in Baden-Württemberg kein Ausbildungsplatz vermittelt werden konnte bei 1.380. Doch leider sieht die Wirklichkeit ein wenig anders aus!
Tatsächlich haben wir in Baden-Württemberg 83.405 BewerberInnen, welchen nur 67.717 Ausbildungsplätze entgegenstehen. Die rechnerische Lücke zwischen Be-werberInnen und Ausbildungsplätzen beträgt somit
15.688 Plätze
Eine DGB-Auswertung der Agenturzahlen zeigt, dass 46,8 Prozent der aktuellen Be-werber/-innen in Baden Württemberg aus den Vorjahren stammen. Die Jugendlichen, die bereits in den Vorjahren keine Ausbildungsstelle fanden und jetzt
als sogenannte Altbewerber einen Ausbildungsplatz suchen, haben immer weniger Chancen. Mit steigendem Alter der Bewerber sind die Betriebe nicht mehr bereit, diesen Jugendli-chen eine Chance zu geben. Die Betriebe stehen weiterhin in der
Verantwortung mehr zu tun. Nur so kann der steigende Fachkräftebedarf gedeckt werden.
In Karlsruhe sieht das Verhältnis ähnlich schlecht aus, hier haben sich dieses Jahr 5.359 Jugendliche bei der BA auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht. Lediglich 3.840 der Jugendlichen konnte ein betrieblicher
Ausbildungsplatz angebo-ten werden.
In Karlsruhe kommen demnach auf 100 Bewerber nur 72 Ausbildungsplätze.
Von 100 BewerberInnen haben 28 somit keine Chance auf einen Ausbildungsplatz und werden in irgendwelchen Warteschleifen zwischengeparkt.
Am Ende bleiben, geplatzte Hoffnungen, von junge Leute ohne Ausbildungsplatz, so Velsink weiter. Darunter sind die gerade jetzt Enttäuschten ebenso wie diejenigen, die sich schon länger bemühen und sogenannte »Warteschleifen« drehen
Unter dem Motto:
Weihnachtsmänner in Aktion: Ausbildungsplätzchen für unsere Zukunft,
demonstriert die Karlsruher Gewerkschaftsjugend für mehr Ausbildungsplätze. Die jungen GewerkschafterInnen verteilten als Weihnachtsmänner verkleidet, symbolisch Ausbildungsplätzchen an die Kinder, um auf die Misere
hinzuweisen.
Wir wollen mit dieser Aktion als Gewerkschaftsjugend Karlsruhe auf die schlechte Situation für Jugendliche in Karlsruhe aufmerksam machen. Diese Aktion symboli-siert die nahezu chancenlose Suche nach einem betrieblichen Ausbildungsplatz, der sich Jugendliche ausgesetzt sehen, so der Jugendsekretär Thorsten Dossow von ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald. Dossow weiter, Klar ist, das von vornherein 28 Jugendlichen in Karlsruhe die Zukunftschance in den Beruf einzusteigen geraubt wird.
Dieses Jahr wurden 8650 betriebliche Ausbildungsplätze mehr angeboten. Insge-samt sinkt aber die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe. Gerade mal 23 Prozent aller Betriebe bilden noch aus, sagte Thorsten Dossow weiter. Damit bleibt der Aus-bildungspakt ein Placebo. Die IG Metall und ver.di bekräftigen deshalb die Forderung nach einer Ausbildungsplatzabgabe: Wer nicht ausbilden will, muss zahlen und so seinen Anteil an der Gesamtfinanzierung der betrieblichen Ausbildung leisten.
Letzte Änderung: 11.12.2007